Samstag, 19. November 2011

[Arbeitsalltag # 1] Lang lebe der Traum...

Auf meiner Arbeit in einer Niederlassung einer Einzelhandelskette begegnen mir immer wieder sehr einzigartige Kunden.
Kunden, die einen zur Verzweiflung treiben, schmunzeln lassen, den Tag mit einem Trinkgeld versüßen, gesprächige Kunden oder auch sehr passive, introvertierte Kunden. Manche sind unentschlossen und brauchen Beratung, andere wiederrum sieht man ihre Ausrichtung aufs Ziel schon an, bevor man sie auch nur begrüßt hat.
Nicht immer kommen mein Kollegen und ich in das Vergnügen, ein wenig Smalltalk betreiben zu können. Aber wo es sich während der Beratung oder dem Zuschnitt der Teppichware erübrigt, flechte ich gerne ein paar Fragen oder auch lustige Sprüche ein.

So hatte ich auch vor kurzem einen Mann, vielleicht Mitte/Ende Vierzig als Kunden. Er wollte einen Streifen unseres hochwertigsten Schnittteppichs. Dies war ein dünner, schwarzer Bodenbelag, allerdings nur einen relativ schmalen Streifen. Beim Aufmaß geben kam er schließlich auf das Thema "Zweckentfremdung" zu sprechen. Er wolle damit sein Auto auslegen.

Ich zeigte meine Überraschung und fragte, was für ein Auto er den habe. Er hatte sich einen Porsche Cayenne gekauft und wollte diesen nun auslegen Wow, das hat mich überrascht. Mein Großonkel besaß vor über 25 Jahren einen Porsche und so waren wir schon im Gespräch. Da der Kunde nicht übertrieben herausgeputzt mit Anzug, etc vor mir erschienen war, fragte ich irgendwann anerkennend:

"Wie um alles in der Welt haben sie es geschafft, sich dieses Auto bar ( dies erwähnte er ebenfalls!)zu kaufen? Verraten sie mir ihr Geheimnis."

Er lächelte und seine Antwort war in etwa:

"Wissen sie, wenn sie 15 Jahre lang beruflich zu 12-16 Stunden Schichten gezwungen sind, diese aber ausbezahlt bekommen und alleine leben, dann müssen sie sich ein Ziel setzten, um das durchzuhalten. Und ich beschloss eines Tages, wenn das vorbei ist oder ich genug Geld an der Seite habe, mir diesen Traum von dem Geld zu erfüllen."

Krass, dieser Kunde hatte mich mit einem Schlag völlig inspiriert.
Denn ich musste ihm innerlich zustimmen und  diese Geschichte lässt sich in meinen Augen super auf unser Leben als Christen übertragen.
Wir stecken immer wieder in Umständen, die Extremsituationen darstellen und aus denen wir nicht herauskommen können. Manchmal haben wir uns selber in diese Situationen verfrachtet, manchmal hat uns Gott als Prüfung hineingestellt.

Aber das ist nicht der Punkt, um den es mir geht.
Egal wie wir dorthin gekommen sind: Wir können natürlich jammern.  

"Uhje, ich komme da nie mehr raus, ich gehe vor die Hunde, mein geistiges und soziales Leben wird verkümmern. Der ganze Segen, all das Gute was Gott in mich gelegt hat um das wahre Leben zu haben und anderen Menschen zu helfen- ich verschwende das ja alles. Niemand gibt mir jemals diese Zeit wieder zurück!"

Oder wir können Gott vertrauen und sagen:
"Ja, ich bin nun in diesen Umständen und das hat momentan einen Grund, den ich nicht verstehe. Ich werde meinen eigenen Fokus ändern müssen um das zu überstehen. Diese Gegebenheiten nutzen um, während ich langsam ausbreche, das Beste in der Zwischenzeit daraus mitzunehmen. Ich werde beginnen zu träumen, auch wenn mich die Welt auslacht. Das was ich gerade durchmache ist Lebensschule. Und wenn ich diese bestanden habe, werde ich soweit sein, mir meinen Traum erfüllen zu können." 

Sooft klagen wir Gott an ob der Umstände in die er uns gestellt hat- anstatt das wir dankbar sind für das Wachstumspotenzial, was wir in diesen Durstrecken entwickeln. Wenn wir schließlich zurückblicken, sehen wir, wieviel stärker uns solche Zeiten gemacht haben, wieviel stärker Gott uns gemacht hat durch diese Zeiten und was uns nun in ihm möglich ist.

Zum Nachdenken: "Wo in einen kleinen Fluss immer mehr Steine geworfen werden, da wird er nicht deswegen austrocknen oder versiegen. Das Wasser wird sich einen engeren Weg bahnen und mit jedem weiteren Stein wird der Fluss zu einem noch schnellerem, reissendern Strom, der die Massen bewegt" 


Ich wünsche jedem Leser einen schönen Sonntag und einen gesegneten Start in die neue Woche!